Wo einst die Post abging
Max Heinrichs war ein flexibler Typ der ersten Gründerjahre der ersten deutschen Einheit. Unter der Leitung des Bauunternehmers und damaligen Senators von Wolgast, öffnete das Haus erstmals 1884 seine Türen als Postamt. Mit der Konjunktur des deutschen Postwesens wuchs der Kundenverkehr rund um den Pferdemarkt. 15 Jahre später verkaufte Heinrichs das Haus an die Kaiserliche Reichspost. Wie viele Wolgaster in dieser Zeit dort ihr Brot verdienten ist nicht bekannt. Die 60-Stunden-Woche galt als zumutbar. In der Nazizeit erfolgte ein äußerlicher Anpassungszwang. Nach dem Krieg funktionierte kein einheitliches Postnetz mehr und Bemühungen um eine Weiterbelebung scheiterten an der Aufteilung der vier Besatzungszonen. Erst später in den 60-er und 70-er Jahren ließen die Scharmützel des Kalten Krieges im Postbereich nach. Bis zu 500 Beschäftigte zählte das Post- und Fernmeldeamt in Wolgast zur DDR-Zeit. 1990 war es dann, nach deutscher Vereinigung, mit dem antiquierten DDR-Postsystem vorbei. Neue Technik, neue Hierarchien und neue Politik. Der Niedergang des traditionellen Standorts vollzog sich schleichend. Im Jahr 2006 kam von der Oberpostdirektion in Berlin dann das endgültige Aus. Seit der feierlichen Eröffnung am 01. Mai 2014 geht nun mit unserem Postel erst richtig die Post ab.
Die Geschichte von THILO
Thilo die Brieftaube ist ganz gewiss nicht nur ein Maskottchen. Thilo hat sich selbst zum Oberhaupt des Postels ernannt. Um jederzeit am täglichen Geschehen teilzunehmen, hat er sich selbstredend, im Erdgeschoss, mitten im Zentrum, seine Luxus-Residenz reserviert. Immer in Postuniform behält er sowohl am Empfang als auch im Lobby- und Küchenbereich immer den Überblick. Wenn man ihn nicht zu Gesicht bekommt, dokumentiert der mittlerweile ein bisschen flugfaule Thilo detailliert das Tagesgeschäft an seinem großen Schreibtisch oder er ist mit seinem Thilomobil unterwegs.
Upcycling
Upcycling – Wellness für Katakomben.
Am Anfang war das Chaos. In etwa so, wie es in der Bibel über den Anfang der Welt heißt. Vor 6 Jahren betraten wir das erste Mal den wüsten und leer stehenden Backsteinbau am Platz der Jugend. Schaurig hallten unsere Schritte durch den weiten Schalterraum. Dort wo einst die Wolgaster Postkunden ihre Einschreibbriefe über den Tresen schoben, ihre Paketsendungen abgeholt und ihr Lottoglück versucht hatten, war rings herum nichts als verblichene Wände, halbblinde Fenster, vergessene Lampen und verrostete Heizkörper. In den Kellergewölben des ehemaligen Fernsprecheramtes waren die Decken verrußt und die uralten Heizkörper gleichten der untergegangen Titanic. Überall Staub und Schutt von den vielen Jahren der Nichtnutzung. Aber uns trieb eine Vision. In Zusammenarbeit mit vier Unternehmern, einer Architektin und treuen Gefährten vieler gemeinsamer Urlaubsabenteuer, entstand aus vielen up-gecycelten Fundstücken ein charmantes Familienhotel mit einer originell aufgewerteten Inneneinrichtung.
Architektin Anna
Mit wachem Blick verfolgte Anna jeden Baufortschritt. Für die Innenausstattung wandte sie unterdessen besondere Sorgfalt auf. Hier mussten die Ausstattungsstücke sowohl an die vergangene Zeit als auch an die frühere Nutzung des Gebäudekomplexes als Post- und Fernmeldeamt erinnern. Für die Dekorationen der Zimmer stöberte sie auf Trödelmärkten und im Internet nach einzigartigen Stücken aller Art.